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Konzept zur Holzernte in Wäldern mit Schutzstatus

Naturschutzvorgaben mit sicheren Ernteverfahren verbinden

Best-Practice-Verfahren zur Holzernte in für den Naturschutz bedeutsamen Waldbeständen standen im Mittelpunkt des Vorhabens „BestHarvest“. Ein vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderter Projektverbund konzipierte Lösungen für eine effiziente, sichere, technisch und naturschutzfachlich vertretbare Holznutzung in Wäldern mit Schutzstatus.

Das Konsortium aus Fachleuten des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) e. V., der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und des Unternehmens Unique land use GmbH hatte naturschutzfachliche Restriktionen für verschiedene Schutzgebietskulissen identifiziert und bewertet. Im Projektverlauf untersuchten die Experten standortabhängig abgewandelte Holzernteverfahren, die unter Einhaltung naturschutzfachlicher Vorgaben – erweiterte Rückegassenabstände, Biotopbäume, Verjüngung, liegendes Totholz – bereits praktiziert werden. In Befragungen, Workshops und Literatur- und Fallstudien ermittelten sie die Auswirkungen dieser Vorgehensweise u. a. auf Kosten, Arbeitssicherheit und -leistung bei der Holzernte. Als Referenz diente die vollmechanisierte Holzernte in Beständen mit und ohne naturschutzfachliche Strukturmerkmale.

Erschwerte Arbeitsbedingungen, erhöhte Gesundheitsgefahr

Die Untersuchungsergebnisse sind Beleg für das Spannungsfeld zwischen naturschutzfachlichen Anforderungen und Verfahren zur sicheren Holzernte in Schutzgebieten. Bei der Holzernte in Wäldern mit naturschutzfachlichen Restriktionen sei von erschwerten Bedingungen, vom Einsatz technisch aufwändigerer Verfahren und von einer gestiegenen Gefährdungssituation für die Beteiligten auszugehen, berichten die Fachleute. „Die vollmechanisierte Holzernte ist das sicherste Arbeitsverfahren. Wegen der komplexen Waldstruktur in Schutzgebieten muss davon allerdings abgewichen und der Holzeinschlag oft motormanuell erfolgen. Weite Rückegassenabstände, sichteinschränkende Vegetation oder liegendes Totholz behindern die maschinelle Fällung. Auch an übergroßen Baumdimensionen kann die maschinelle Holzernte scheitern“, erklärt Projektkoordinator Bernhard Hauck vom KWF. Sicht- und Bewegungseinschränkungen oder die Gefahr herabfallender Äste bei motormanuellen Arbeiten in der Nähe von Biotopbäumen stellten ein Risiko für die Arbeitssicherheit dar.

Arbeitssicherheit bei Waldbau und Holzernte mitdenken

Das Projektkonsortium sprach Empfehlungen für ergonomische, wirtschaftliche, sichere und bestandesschonende „Best-Practice-Verfahren“ aus. Forstpolitik, Naturschutz-Akteuren und Forstbetrieben empfehlen die Experten, „künftig im Waldbau die Erfordernisse einer sicheren Waldarbeit mit zu berücksichtigen“. Den Anforderungen des Naturschutzes an Habitatbäume und Totholz könne durch kleinflächige Trennung von bewirtschafteten Zonen ohne und nicht bewirtschaftete Zonen mit Alt- und Totholz entsprochen werden. Waldstrukturen und Baumdimensionen sollten, wo möglich, den Einsatz konventioneller Harvester zulassen, Rückegassenabstände so gewählt sein, dass sich alle Bäume in Kranreichweite befinden. Bei unumgänglichen motormanuellen Fällungen seien Seilunterstützung und fernbedienbare Fällkeile unverzichtbar; Kamera-Unterstützung oder sensorbasierte Systeme seien denkbare Optionen bei Harvesterarbeiten mit Sichteinschränkungen. In kombinierten Arbeitsverfahren solle im Interesse der Sicherheit der Einsatz von Mensch und Maschine räumlich und zeitlich entkoppelt werden.

An die Forstpolitik richten die Projektbeteiligten die Empfehlung, bei Mehraufwand und Mindererlösen für gesetzliche und freiwillige Leistungen der Betriebe in Vertragsnaturschutzprogrammen einen fairen Ausgleich zu schaffen.

Hintergrund

Schutzgebietskulissen führen in Wäldern oftmals zu Einschränkungen bei der Holzernte; Waldbesitzende müssen zahlreiche gesetzliche und naturschutzfachliche Anforderungen beachten. Die im Vorhaben „BestHarvest“ gewonnenen Erkenntnisse zur Bewirtschaftung von Wäldern mit komplexen Strukturen und hoher naturschutzfachlicher Bedeutung bieten die Chance, den Dialog zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft zu versachlichen und naturschutzfachliche wie waldbauliche Anforderungen mit den Erfordernissen einer sicheren Waldarbeit in Einklang zu bringen.

Weitere Informationen:

Verbundvorhaben: Entwicklung und Bewertung von Best-Practice-Verfahren zur Holzernte in Wäldern mit hoher naturschutzfachlicher Bedeutung (Akronym: BestHarvest)

Teilvorhaben 1: Projektleitung & Holzernteverfahren; Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) e. V. Groß-Umstadt
https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=22000917

Teilvorhaben 2: Arbeitsverfahren & Versuchsdesign; Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) Freising
https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=22025217

Teilvorhaben 3: Naturschutz & Datenaufnahme und -analyse; Unique land use GmbH Freiburg
https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=22025117

Der Abschlussbericht ist unter den Teilvorhaben zum Download verlinkt.

Projekthomepage:
https://kwf2020.kwf-online.de/best-harvest-ergebnisse/

Über die FNR

Fachliche Ansprechpartnerin:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
Dr. Paula Halbig
Tel.:    +49 3843 6930-367
Mail:   p.halbig(bei)fnr.de

Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
Martina Plothe
Tel.:   +49 3843 6930-311
Mail:   m.plothe(bei)fnr.de

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PM 2023-14

Sicher ist sicher: Eine Buche wird aus angemessener Entfernung mit einem ferngesteuerten Fällkeil gefällt. Foto: Tobias Hase / LWF

Sicher ist sicher: Eine Buche wird aus angemessener Entfernung mit einem ferngesteuerten Fällkeil gefällt. Foto: Tobias Hase / LWF

Liegendes Totholz ist eine häufige Unfallquelle bei Waldarbeiten, weil es zum Stolpern und Stürzen führen kann. Foto: LWF/ Christian Winter

Liegendes Totholz ist eine häufige Unfallquelle bei Waldarbeiten, weil es zum Stolpern und Stürzen führen kann. Foto: LWF/ Christian Winter

In Wäldern mit Schutzstatus müssen Bäume, obwohl sie in Kranreichweite stehen, häufig motormanuell gefällt werden, weil dichte Verjüngung die Sicht einschränkt. Foto: LWF/ Christian Winter

In Wäldern mit Schutzstatus müssen Bäume, obwohl sie in Kranreichweite stehen, häufig motormanuell gefällt werden, weil dichte Verjüngung die Sicht einschränkt. Foto: LWF/ Christian Winter