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Wald und Holz

 

Projekte

AQUAREL – Herkunft und Anpassung der Eichen auf Reliktstandorten

Standortbedingungen von Eichenwäldern, Zusammenhänge zwischen der genetischen und standörtlichen Variation

Ziel

Das AQUAREL-Projekt untersucht die spezifische Anpassung der Eichen auf sehr trockenen Standorten in Süddeutschland und im französischen Elsass. Von diesen Vorkommen wird vermutet, dass sie eine sehr lange Habitattradition aufweisen, die zumindest bis in die postglazialen Wärmeoptima zurückreicht. Die Kenntnis der Genetik und Stressphysiologie dieser Eichen soll Schlussfolgerungen für die mögliche zukünftige Entwicklung der Wälder im Klimawandel eröffnen. Ziel ist es, die Standortsbedingungen dieser Eichenwälder zu erfassen, die Herkunft der Eichen mittels genetischer Analysen zu charakterisieren und Zusammenhänge zwischen der genetischen und standörtlichen Variation zu identifizieren.

Aufgaben

  • Auswahl von ca. 40 vermuteten Reliktvorkommen der Eiche unter besonderer Berücksichtigung der Habitattradition sowie von 10 Bestandes-Paaren der Traubeneiche auf benachbart liegenden, sehr trockenen bzw. frischen Standorten
  • Erstellung des genetischen Fingerabdrucks der Eichen im Labor, Überprüfung ihrer Herkunft, Autochthonie und Vielfalt mithilfe molekularer Marker und ihrer Anpassung mittels moderner Methoden der DNA-Sequenzierung
  • Untersuchung der Käferfauna, Moose und Flechten mit Blick auf Arten, die als Indikatoren für eine lange Habitatkontinuität gelten
  • Prüfung der Altbestände und Absaaten auf ihre stressphysiologischen Fähigkeiten

Status Quo

Aufgrund des Klimawandels wird Trockenstress zu einem immer größeren Problem für die Waldbaumarten. In Mitteleuropa machen dies vor allem die seit 2018 stark zunehmenden Waldschäden deutlich. Um die Wälder an die sich ändernden Bedingungen anzupassen, müssen neue Bäume gepflanzt werden, die den zukünftigen Klimabedingungen gewachsen sind. Baumarten wie die Eiche sind grundsätzlich gut an trockene Wachstumsbedingungen angepasst und können Saatgut zur Wiederbewaldung geschädigter Flächen liefern. Da sich Bäume an ihren Standort anpassen, können Herkunftsgebiete identifiziert werden, auf denen Eichen besonders gut mit Trockenheit zurechtkommen. Diese Eigenschaft geben sie an ihre Nachkommen weiter. Auf sogenannten Reliktstandorten konnte sich dieser Prozess über sehr lange Zeiträume ungestört vollziehen. Die wissenschaftliche Untersuchung dieser Bäume hilft dabei, hochwertiges Pflanzgut zu erzeugen und die Anpassung der nächsten Waldgeneration an die erwarteten Klimabedingungen zu fördern.

Vorteile

  • Tiefere Einblicke in das Eichengenom durch Sequenzierung und Beurteilung des Anpassungsvermögens an den Klimawandel
  • Neue Erkenntnisse zu komplexen physiologischen Stressreaktionen
  • Bewusstseinsbildung für den Wert der autochthonen und örtlich bewährten Herkünfte
  • Definition von naturräumlichen Einheiten für den Austausch von Vermehrungsgut

Projektdaten und -partner:

  • Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA)
  • Bayrisches Amt für Waldgenetik (AWG)
  • Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) Rheinland-Pfalz

Projekt-Laufzeit:

Oktober 2018 – Dezember 2021

Weiterführende Informationen finden Sie hier:

Teilvorhaben 1: Herkunft und Anpassung der Eichen auf Reliktstandorten

https://www.fva-bw.de/projekte/projekt/1384-herkunft-und-anpassung-der-eichen-auf-reliktstandorten

Projektdatenbank

Teilvorhaben 2: Anpassung der Traubeneiche auf Reliktstandorten https://www.awg.bayern.de/215989/index.php

Projektdatenbank

Teilvorhaben 3: Stressphysiologie der Eichen

Projektdatenbank

 

Veröffentlichung aus dem Projekt:

Neophytou C, Semizer-Cuming D, Braun A, Fussi B, Mück I, Schlosser F, Seegmüller S, Michiels Hans-Gerhard (2019) Angepasste Eichen auf Reliktstandorten. Eine zukünftige Quelle für forstliches Vermehrungsgut? In: Liesebach M (Hrsg.) Forstpflanzenzüchtung für die Praxis: 6. Tagung der Sektion Forstgenetik/Forstpflanzenzüchtung vom 16. bis 18. September 2019 in Dresden. Tagungsband. Thünen Report 76. S. 37–48.

https://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-report/Thuenen_Report_76.pdf

Trockeneichenbestand in Neustadt an der Weinstraße im Sommer; Foto: FAWF Rheinland-Pfalz

Trockeneichenbestand in Neustadt an der Weinstraße im Sommer; Foto: FAWF Rheinland-Pfalz

Winteransicht eines Trockeneichenbestandes an der Mosel; Foto: FAWF Rheinland-Pfalz

Winteransicht eines Trockeneichenbestandes an der Mosel; Foto: FAWF Rheinland-Pfalz