Natur- und Artenschutz im Wald
Wald ist zuvorderst ein wertvoller Lebensraum für landbewohnende Lebewesen, insbesondere für von zunehmenden Waldflächenverlusten bedrohte Arten. Aufgrund seiner tiefreichenden Vertikalstruktur im Übergangsbereich zwischen Atmosphäre und Geosphäre beherbergt der deutsche Wald von allen mitteleuropäischen Ökosystemen die meisten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten - in der Summe vermutlich weit über 10.000.
Unsere Wälder sind folglich voller Leben. Doch das meiste davon ist nicht zu sehen. Denn die Artenvielfalt im Boden ist weit höher als im oberirdischen Teil des Waldes. So gibt es allein in einer Handvoll Waldboden mehr Lebewesen, teilweise mikroskopisch klein, als Menschen auf der Erde. Pilze, Algen, Bakterien, Asseln, Spinnen, Käfer, Hundert- oder Tausendfüßer, Schnecken verschiedenster, teilweise noch unbekannter Arten. In einem Gramm Waldboden wurden 100 Millionen Bakterienzellen, 60 km Pilzfäden, 30.000 Einzeller und 1000 Fadenwürmer gezählt, pro Quadratmeter Boden ca. 120 Regenwürmer.
Aktueller Schutzstatus
Über 90 Prozent der deutschen Wälder stehen unter Schutz, weil sie wichtige Funktionen für Landschaft und Gesellschaft erfüllen. Hinzu kommen Gebiete, die nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) ausgewiesen sind. Diese ist Teil des europäischen Schutzkonzepts „Natura 2000“.
Wälder liefern einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Sie ist existenzielle Grundlage auch für das menschliche Leben, denn nur eine weitgehend intakte Natur ermöglicht heutigen und zukünftigen Generationen eine hohe Lebensqualität.
Um die biologische Vielfalt im Wald weiter zu fördern, hat die Bundesregierung 2007 in ihrer „Nationalen Biodiversitätsstrategie“ beschlossen, 5 % der gesamten Waldfläche nicht mehr forstwirtschaftlich zu nutzen.
2013 waren etwa 2 % der Waldfläche dauerhaft rechtlich gesichert einer natürlichen Waldentwicklung überlassen. Zudem leisten nutzungsfreie Waldflächen ohne einen dauerhaften rechtlichen Schutzstatus relevante Beiträge zur Erhaltung der Biodiversität im Wald. Das Thünen-Institut schätzt auf der Basis der Ergebnisse der Bundeswaldinventur 2012, dass derzeit unter Einbezug nicht begehbarer Flächen bis zu 5,6 % der Waldfläche Deutschlands nutzungsfrei sind. Hinzu kommen ungenutzte Kleinflächen, die mosaikartig über die Waldfläche verteilt vorhanden, aber nur schwer erfassbar sind.
Schutz bei Nutzung
Auch wenn unsere Wälder überwiegend genutzt werden, erfüllen sie Natur-und Artenschutzfunktionen in hervorragender Weise. So bestätigt der Indikatorenbericht der Bundesregierung zur „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ dem Landschaftsraum Wald und der Forstwirtschaft mit 87 Prozent den besten Wert aller Flächennutzungen. Demnach fördert die moderne Waldbewirtschaftung die biologische Vielfalt. Ziel dabei ist das Bewahren einer lebensraum- und ökosystemtypischen Vielfalt durch gezieltes waldbauliches Handeln der Waldbesitzer, naturnahe Waldbewirtschaftungskonzepte und eine entsprechende Förderpolitik von Bund und Ländern.
Im Rahmen der multifunktionalen Forstwirtschaft wird viel für den Natur-und Artenschutz auf der gesamten Waldfläche getan. Dazu gehören:
- Erhalt von Biotopbäumen, derzeit gibt´s 1 Million markierte deutschlandweit
- Laut Bundeswaldinventur 2012 gibt es im deutschen Wald 93 Millionen Bäume mit ökologisch bedeutsamen Merkmalen (im Durchschnitt 9 pro Hektar).
- Rund 22 Millionen Specht- oder Höhlenbäume und 741.000 Horstbäume
- Totholz auf ganzer Fläche; aktuell 20,6 Kubikmeter pro Hektar
- Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsprinzipien bei der Nutzung von
Holz und Boden - Mehrjährige Nutzungsintervalle und damit Eingriffspausen für
den Wald - Weitgehender Verzicht auf Kahlschläge
- Verzicht auf überproportional nährstoffzehrende oder bodenschädliche
Nutzungen - Naturverjüngung; derzeit bereits 85 Prozent Anteil an Jungbestockung
- Verzicht auf Düngemittel
- Integrierter Pflanzenschutz und minimaler Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
