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Lasst uns sprechen: Waldnaturschutz und Waldbewirtschaftung als Kommunikationsaufgabe

15 Projekte zu Konfliktentschärfung, Selbstverständnis oder Bürgerbeteiligung im Forst gestartet

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) startete die fachliche Betreuung 15 neuer Einzel- und Verbundprojekte zur Kommunikation rund um Waldnaturschutz und nachhaltige Waldbewirtschaftung. Für die acht Einzel- und sieben Verbundprojekte mit insgesamt 26 Teilvorhaben stellt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bis 2025 die Gesamtfördersumme von knapp 7,2 Millionen Euro aus dem Förderprogramm „Nachwachsende Rohstoffe“ bereit.

Die Projektbeteiligten werden verschiedene – aus den gesellschaftlichen Ansprüchen an den Wald resultierende – Zielkonflikte untersuchen und Kommunikationsansätze entwickeln, um Diskussionen zu versachlichen und gegenseitige Akzeptanz zu erzeugen. Auch für die Kommunikationsansprüche privater Waldbesitzer oder das sich wandelnde berufliche Rollenverständnis von Forststudenten wird nach Lösungsansätzen gesucht.

Waldbewirtschaftung vs. Erholung: Konflikte entschärfen

Im Projekt DeKko4Rest beispielsweise gehen Experten der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, der Bodensee-Stiftung Radolfzell und der Hochschule der Medien Stuttgart den Nutzungskonflikten zwischen Erholung und Waldbewirtschaftung auf den Grund. Anhand der Ergebnisse einer bundesweiten Online-Umfrage unter Waldnutzenden aus den Bereichen Tourismus, Freizeit, Forst und Naturschutz wählen sie häufig vorkommende Konflikte in vier Waldregionen in Deutschland aus. Für diese Regionen werden sie im Projektverlauf über Dialog- und Beteiligungsformate auch Kommunikationskonzepte entwickeln, um Empathie für die unterschiedlichen Nutzungsinteressen im Wald zu fördern. Die Projektergebnisse werden für die Öffentlichkeit in Gestalt von vier Video-Tutorials und einem Handlungsleitfaden bereitgestellt.

Bürgerbeteiligung bei der Wiederaufforstung

Wissenschaftler der TU Dresden untersuchen im Projekt DIAWALD neben Optionen für den waldbaulichen Umgang mit Störungsflächen in Forstbetrieben zugleich Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung an Wiederbewaldungsaktionen. Das bürgerschaftliche Engagement in Wiederaufforstungsprojekten soll gezielt erforscht und das Einbinden unterschiedlich sozialisierter Gesellschaftsgruppen zur Vermittlung von Wissen beim Umgang mit Waldschäden genutzt werden.

Gemeinsam mit forstlichen Akteuren erarbeiten die Projektbeteiligten Szenarien zur Flächenentwicklung und zur Beteiligung urban bzw. ländlich geprägter Nutzergruppen. Zudem entwickeln sie zielgruppen- und medienspezifische Kommunikationsstrategien zur Akzeptanz forstlicher Wiederbewaldungsaktivitäten.

Laien als virtuelle Waldplaner

Virtuell den eigenen Wald planen können engagierte Laien unter Begleitung von Experten des European Forst Institute (EFI) Bonn und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg. Deren Verbundprojekt Martelkom zielt ab auf die Integration von Waldnaturschutzzielen in die Waldbewirtschaftung und dient der Versachlichung des Konfliktes zwischen Naturschutz und Holzproduktion. Aus den Waldbau-Übungen auf digitalen Trainingsflächen – so genannten Marteloskopen – und einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung ziehen die Experten Rückschlüsse auf die Wahrnehmungs- und Bewertungsmaßstäbe forstlicher Laien und entwickeln ein fundiertes Bild der Erwartungen an Wald und Forstwirtschaft in verschiedenen Sozialmilieus. Zudem entwickeln sie das Marteloskopverfahren zu einem sowohl von Forstexperten als auch von interessierten Laien nutzbaren Instrument weiter und leiten Kommunikationskonzepte für die forstliche Öffentlichkeitsarbeit ab.

Waldeigentümer sprechfähig machen

Waldeigentümer zu den eigenen Leistungen der nachhaltigen Waldbewirtschaftung sprechfähig zu machen, Wissenslücken in der Bevölkerung zu schließen und Medienanfragen mit hochwertigen Informationen zu begegnen, ist Ziel der Waldbesitzerkampagne „Mein Wald ist für Dich da" des PEFC Deutschland e. V. In seinem Projekt PEFC_WB_Kampa_2022 will der Verein mit einer auf ein Jahr befristeten, thematisch zugespitzten Aufklärungskampagne eine positive Reputation zur Arbeitsweise nachhaltig agierender Waldbesitzer im Spannungsfeld von Naturschutz, wirtschaftlicher Nutzung und den Sozialfunktionen des Waldes aufbauen. Außerdem sollen das Konzept der Waldzertifizierung als unabhängiger Nachweis einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung bekannter und die Auswirkungen von Konsumenten-Entscheidungen für zertifizierte Holz- und Papierprodukte auf die Bewirtschaftungsweise der Wälder verdeutlicht werden.

Konfliktsicht der Generation unter 30 ermitteln

Die Generation unter 30 steht im Mittelpunkt des Projektes Millennials_Wald. Der Verein für verantwortungsvolle Waldwirtschaft e. V. wird u. a. über eine repräsentative Umfrage die Sicht unter 30-Jähriger aus dem städtischen wie dem ländlichen Umfeld auf Zielkonflikte im Wald ermitteln. Interviews und Workshops mit angehenden Praktikern, Wissenschaftlern oder Unternehmensvertretern in spe sollen in Lösungsansätze für eine zielgruppengerechte Kommunikation zu moderner Forstwirtschaft münden und Handlungsempfehlungen für Verwaltung, Politik und Verbände erarbeitet werden.

Hintergrund
Klimawandel und gesellschaftliche Erwartungen an den Wald stellen forstliche Akteure bei der nachhaltigen Waldbewirtschaftung vor wachsende Herausforderungen. Zugleich verschärfen sich die gesellschaftlichen Debatten um Nutzungskonflikte im Wald. Dem Projektstart ging ein zweiteiliges Fachgespräch „Naturschutz im Forst“ voraus, das in einen Förderaufruf zur „Kommunikation für Waldnaturschutz und nachhaltige Waldbewirtschaftung“ mündete. Die Laufzeiten der bewilligten Vorhaben variieren zwischen einem und drei Jahren.

Über die FNR

Weitere Informationen:

Übersicht aller 26 Teilprojekte:
https://www.fnr.de/fileadmin/news/fnr/2023/PM2023-FNR-015-erweiterteprojektliste.pdf

Fachlicher Ansprechpartner:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
Mathias Sauritz
Tel.:    +49 3843 6930-148
Mail:   m.sauritz(bei)fnr.de

Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
Martina Plothe
Tel.:    +49 3843 6930-311
Mail:    m.plothe(bei)fnr.de

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PM 2023-15

Nicht wenige Erholungssuchende begegnen der Waldbewirtschaftung mit Voreingenommenheit. Nun wollen Fachleute den Zielkonflikten bei der Nutzung von Wäldern auf den Grund gehen. Foto: FNR/ M. Plothe

Nicht wenige Erholungssuchende begegnen der Waldbewirtschaftung mit Voreingenommenheit. Nun wollen Fachleute den Zielkonflikten bei der Nutzung von Wäldern auf den Grund gehen. Foto: FNR/ M. Plothe

Auch zwischen Waldbewirtschaftung und Naturschutzvorgaben können sich Konflikte ergeben, die der Klärung bedürfen. Foto: FNR/ Siria Wildermann

Auch zwischen Waldbewirtschaftung und Naturschutzvorgaben können sich Konflikte ergeben, die der Klärung bedürfen. Foto: FNR/ Siria Wildermann