Die Gemeine Esche, eine seit Jahrtausenden in unseren Breiten genutzte Baumart, ist bedroht. Sie wird in den letzten Jahren zunehmend durch den aus Ostasien stammenden Pilz „Falsches Weißes Stängelbecherchen“ (Hymenoscyphus fraxineus) in ihrer Verbreitung und Entwicklung beeinträchtigt. Der Schlauchpilz ist der Auslöser des so genannten Eschentriebsterbens.
Folgende Symptome sind typisch bei einem Befall:
- Welkeerscheinungen
- Rindenverfärbungen
- Blattflecken
- Änderung der Verzweigungsstruktur der Kronen
- Holzverfärbungen im Querschnitt des Triebes.
- Absterben von Trieben
- Stammnekrosen.
Mit dem sukzessiven Sterben der Gemeinen Esche gehen wirtschaftliche Einbußen für die Forst- und Holzwirtschaft einher. Das qualitativ sehr hochwertige Eschenholz wird unter anderem für die Herstellung von Fußböden und Möbeln, Sport- und Turngeräten sowie von Werkzeugen verwendet. Aus waldbaulicher und ökologischer Sicht fehlt die Gemeine Esche zunehmend als Stabilisator von rutschgefährdeten Hängen, speziell von Bach- und Flussufern. Durch ihr weitverzweigtes Wurzelsystem mit tief reichenden Pfahl- und Senkerwurzeln schützt sie vor Bodenerosion und befestigt Uferböschungen. Zudem bietet die Gemeine Esche zahlreichen Insekten und Vögeln einen wichtigen Lebensraum und Nahrung für Wildtiere, die sich von Zweigen und Knospen der Jungpflanzen ernähren. Zum anderen bildet das herbstliche Eschenlaub eine wertvolle Streu, die bodenverbessernd und humusbildend wirkt.
Keine Aussicht auf Rückgang des Eschentriebsterbens
Dr. Gitta Langer von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt untersucht als Leiterin des Sachgebiets Mykologie und Komplexerkrankung die Ausbreitung und Ausmaße des Eschentriebsterbens. „Eine leichte, scheinbare Erholung im Kronenbereich vieler betroffener Eschen infolge der zu warmen und zu trockenen Jahre 2018 - 2020, die für das Wachstum des Erregers ungünstig waren, darf uns nicht täuschen“, warnt sie.
Von resistenten bzw. toleranten Eschen sei nur in geringem Umfang auszugehen. Stattdessen berichtet Dr. Langer von bundesweiten Abgängen ganzer Eschenbestände. In allen Regionen Deutschland, in denen die Gemeinen Eschen wachsen, seien Einzelbäume oder ganze Bestände vom Eschentriebsterben betroffen, beschreibt es die Wissenschaftlerin.
Forschung zum langfristen Erhalt der Gemeinen Esche als Wirtschaftsbaumart
Um die wertvolle, heimische Baumart Gemeine Esche zu erhalten, ist es notwendig, gezielt an der Aufklärung des Infektionsweges, dem Krankheitsverlauf und der Ausbreitung des Pilzes zu forschen. Seit das Falsche Weiße Stängelbecherchen 2002 in Deutschland nachgewiesen wurde, beschäftigen sich Wissenschaftler und Praktiker damit. Neben den Hochschulen waren insbesondere auch die Ressortforschung des BMEL sowie die forstlichen Versuchsanstalten der Bundesländer sehr aktiv.
Dem noch offenen Forschungsbedarf begegnet die Wissenschaft durch verstärkte und länderübergreifende Anstrengungen.
Das 2021 beendete Verbundvorhaben ResEsche konzentrierte sich auf die Auswahl von vitalen Eschen, die eine hohe Resistenz gegen das Eschentriebsterben zeigten. Das Ziel des Projektes war es, diese Plusbäume gezielt durch Klone zu vermehren, genetisch zu untersuchen und auf Grundlage dessen eine Samenplantage für zukünftige Eschengenerationen aufzubauen.
Mit Fördermitteln aus dem Waldklimafonds startete im Juli 2020 mit dem Demonstrationsvorhaben „FraxForFuture“ ein bislang einzigartiges Forschungsprojekt. Bundesweit sind Partner aus Forschung und Wissenschaft beteiligt. Insgesamt vereint FraxForFuture fünf Forschungsverbünde unterschiedlicher Fachdisziplinen mit 27 Teilvorhaben. Das gemeinsame Ziel ist die Gemeine Esche als bedeutende Ökosystem- und Wirtschaftsbaumart zu erhalten.
FraxForFuture entwickelte als Grundstein der Projektarbeit das Handbuch „Eschentriebsterben - Kriterien zur Schadensbonitur an Eschen“. Der neue Leitfaden standardisiert bundesweit den Schadzustand bei Eschen und erleichtert so die Forschungsarbeiten zum Eschentriebsterben.
Im Oktober 2021 starteten mit dem Verbundvorhaben FraxVir weitere Projekte zur Ergänzung der Arbeit von FraxForFuture.
Mehr Informationen zu den einzelnen Projekten sind in der Projektdatenbank des Waldklimafonds zu finden.
Weiterführende Information zum Eschentriebsterben:
ECKPUNKTE: Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) |
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Wuchshöhe: ca. 20 m (bis zu 40 m) |
Vorkommen: Europa; Mischwälder mit Buche auf feuchten (Auwald) oder trockenen Standorten (Kalkböden) |
Holzeigenschaften: schwer, fest, biegsam, gelblich |
Holzverwendung: Konstruktionsholz, Fußböden, Möbelbau, Innenausstattung, Fahrzeugbau, Turngeräte, Werkzeuge |
Bedeutung: neben Eiche und Buche wichtigste einheimische Laubbaumart |
Gefährdung: Eschentriebsterben (Pilzbefall durch Hymenoscyphus fraxineus), Asiatischer Eschenprachtkäfer |
ECKPUNKTE: Eschentriebsterben |
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Verursacher: Schlauchpilz Hymenoscyphus fraxineus („Falsches Weißes Stängelbecherchen“) |
Betroffen: Gemeine Esche |
Symptome: zunächst Verfärbung von Blättern und Trieben, welke Blätter, Absterben von Trieben; später Absterben der Baumkrone, Stammnekrosen, nachfolgende Schaderreger (Pilze und Insekten) |
Folgen: Gefahr durch herabfallende Äste, Qualitätsminderung des Holzes, Absterben der Bäume, Verlust ganzer Eschenbestände |
FraxForFuture
- FraxForFuture - Gemeinsam für den Erhalt der Esche (fraxforfuture.de)
- Hoffnung für die Esche (fnr.de)
- Auf der Suche nach der „Super-Esche“ (fnr.de)
- Hoffnung für die Esche (fnr.de)
- „Völlig gesunde Bäume gibt es nicht mehr“ (fnr.de)
- Toleranz ist gefragt (fnr.de)
Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Martina Plothe
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