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Wald und Holz

 

Wissenswertes

Feuchtgebiete in Wäldern

Jährlich wird am 2. Februar mit dem „Welttag der Feuchtgebiete“ auf die Bedeutung dieser komplexen und schützenswerten Ökosysteme hingewiesen. Die Wälder in Deutschland beheimaten zahlreiche Feuchtgebiete, deren nachhaltiges Bestehen durch veränderte Wasserversorgung stark gefährdet ist. Das Bundeslandwirtschafts- und das Bundesumweltministerium fördern daher über den Waldklimafonds (WKF) Forschungs- und Demonstrationsvorhaben, die den Schutz und die nachhaltige Nutzung dieser wassergeprägten Landschaftselemente als Thema haben.

Feuchtgebiete sind laut dem Bundesamt für Naturschutz die am stärksten bedrohten Ökosysteme der Erde. Sie gehen derzeit dreimal schneller verloren als Wälder. Mehr als ein Drittel der weltweiten Feuchtgebiete sind seit 1970 verschwunden. Angesichts dieser alarmierenden Zahlen gewinnt die Aufklärung über die vielfältigen ökologischen Funktionen dieser Lebensräume immer mehr an Bedeutung. Der Welttag der Feuchtgebiete soll nicht nur Bewusstsein schaffen, sondern auch zu konkretem Handeln ermutigen, um sich aktiv für den Schutz, die Wiederherstellung und die nachhaltige Nutzung dieser Lebensräume einzusetzen.

Warum der 2. Februar? Die Ramsar-Konvention
Der Welttag der Feuchtgebiete am 2. Februar geht auf die Ramsar-Konvention zurück: Am 2. Februar 1971 wurde in der iranischen Stadt Ramsar das "Übereinkommen über den Schutz von Feuchtgebieten, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Wattvögel, von internationaler Bedeutung", kurz Ramsar-Konvention, geschlossen. Deutschland hat 35 Gebiete mit einer Gesamtfläche von rund 869.000 Hektar als Feuchtgebiet nach der Ramsar-Konvention gemeldet und sich dadurch dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung dieser Flächen verpflichtet.

Die Leistung von Feuchtgebieten in Wäldern

Feuchtgebiete sind Hotspots der Biodiversität. Auch in Wäldern bieten sie Lebensraum für seltene Pflanzen- und Tierarten, die auf feuchte Umgebungen spezialisiert sind. Der Erhalt von Feuchtbiotopen trägt somit zum Schutz dieser Arten bei.

Daneben spielen sie eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Wasserhaushalts. Feuchtgebiete dienen als natürliche Puffer, die Überschusswasser während Hochwasserereignissen absorbieren und gleichzeitig eine kontinuierliche Wasserzufuhr in trockenen Perioden gewährleisten können.

Außerdem sind Feuchtgebiete in der Lage, große Mengen an Kohlenstoff in Form von organischem Material zu speichern. Somit spielen sie auch eine entscheidende Rolle im Klimaschutz. Demgegenüber stört der Verlust an Feuchtgebieten das natürliche Gleichgewicht des Kohlenstoffkreislaufs.

Doppelte Bedrohung

Vor allem anthropogene Einflüsse bedrohen Feuchtgebiete in Wäldern. Urbanisierung und Landnutzungsänderungen begünstigen die Entwässerung, die Veränderung des natürlichen Wasserflusses und die Fragmentierung von Feuchtbiotopen.

Darüber hinaus beeinflussen auch die Auswirkungen des Klimawandels den Wasserhaushalt kritisch. Veränderungen in Niederschlagsmustern, Temperatur und Extremwetterereignissen gefährden die Stabilität von Feuchtgebieten. Heutzutage ist es häufig ein Zusammenspiel beider Faktoren, das für die Gefährdung von wassergeprägten Waldgebieten verantwortlich sind.

Beispiel Hessisches Ried

Die durch den Klimawandel indizierten wärmeren Temperaturen verlängern die Vegetationsperiode. Auch die Transpirationsrate der Bäume nimmt zu. Der Wald benötigt infolge dessen mehr Wasser. Gleichzeitig sinkt aufgrund anhaltender Trockenperioden – insbesondere in der Vegetationsphase – und abnehmender bzw. ungleichmäßig auftretender Niederschläge die Wasserverfügbarkeit. In Trinkwassereinzugsgebieten entsteht dadurch ein Konflikt zwischen dem Wasserbedarf der Wälder und der (Grund-)Wasserbereitstellung für den Menschen und für die Landwirtschaft. Dieser Konflikt hat sich im Hessischen Ried in den vergangenen Jahren verschärft. Hier haben die Bäume mit einem sinkenden Grundwasserspiegel und daraus resultierender mangelnder Wasserversorgung zu kämpfen. Das Waldklimafonds-Demonstrationsvorhaben SuZuRi prüft diesbezüglich eine oberirdische Zuwässerung als mögliche Alternative zu einer Grundwasseraufspiegelung, um die naturnahen Feuchtwälder zu erhalten.

Revitalisierung von Waldmooren

Das Waldklimafonds-Demonstrationsvorhaben MooReSax beschäftigt sich ebenfalls mit der Rückgewinnung von ehemaligen Wasservorräten in Feuchtgebieten, speziell von Moor-Standorten im Erzgebirge. Eine Untersuchung im Jahr 2000 ergab, dass 30 Prozent der Moore in der Region erheblich gestört und 46 Prozent in einem Maße verändert wurden, dass sie nicht mehr als Zwischen- oder Hochmoor bezeichnet werden konnten. Verursacht wurde dieser ungünstige Zustand durch das Anlegen von Entwässerungssystemen zur Erleichterung der Bewirtschaftung sowie durch Torfabbau. Ein bedeutender Aspekt für die im Projekt umgesetzten Revitalisierungsmaßnahmen ist daher der umfangreiche Rückbau der Entwässerungsgräben.

Bei der Umsetzung von Wiedervernässungsmaßnahmen von Mooren stellen Trinkwassereinzugsgebiete eine Herausforderung dar, da es zu einer ungewünschten Erhöhung der Konzentration von gelöstem organischen Kohlenstoff im Grundwasser kommen kann. Die bereits seit 2007 bestehende behörden- und fachübergreifende Projektgruppe TriWaMo (Trinkwasser und Moorschutz) unter der Leitung der Landesdirektion Sachsen unterstützt daher die Arbeiten von MooReSax, um die Interessen des Naturschutzes (Schutz von Erzgebirgs-Mooren, Erhaltung und Entwicklung von Flora und Fauna) und der Wasserwirtschaft (Sicherung der öffentlichen Trinkwasserversorgung) zu vereinen.

Naturnahe Nutzung von Auwäldern

Feuchtgebiete in Wäldern umfassen diverse Lebensräume. Neben den Waldmooren sind auch die Auwälder spezielle und – bei der nachhaltigen Bewirtschaftung – herausfordernde Feuchtgebiete.

Auwälder sind Waldgesellschaften, die durch eine hohe saisonale Überschwemmungs- und Grundwasserdynamik geprägt sind. Diese Bedingungen schaffen ein Mosaik aus trockenen, staunassen und überfluteten Lebensräumen und bieten eine Vielzahl an ökologischen Nischen. Naturnahe Auen zählen daher zu den arten- und strukturreichsten Waldökosystemen. Ihre Biodiversität ist höher als in jedem anderen mitteleuropäischen Waldtyp, obwohl sie nur ca. 5% der Landfläche einnehmen.

Bei einer waldbaulichen Betrachtung dieser Gebiete gesellt sich zu den nachteiligen Auswirkungen von menschlichen Eingriffen und dem Klimawandel auch der Verlust charakteristischer Baumarten aufgrund von Krankheiten hinzu. Ulmen-, Erlen- und Eschensterben führen zu großflächigen Verlusten dieser Baumarten, was zum Teil bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen Anfang nahm.

Um Forstleute vor diesem Hintergrund bei ihren Entscheidungen und Fragen zu unterstützen, stellte das Waldklimafonds-Projekt Auwald_Klimawandel in dem Leitfaden zur Auwaldbewirtschaftung einen Überblick zu den Baumarteneignungen und Waldentwicklungstypen in Auen zusammen. Die enthaltene Sammlung von Best Practice-Beispielen gibt Impulse, wie Naturschutzfunktionen und die Holzproduktion beim Anbau verschiedener Bestände berücksichtigt werden können.

Ausgewählte Projekte:

Weiterführende Informationen:

Pressekontakt:

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Martina Plothe
Tel.:    +49 3843 6930-311
Mail:   m.plothe(bei)fnr.de

Feuchtgebiete sind weltweit stark gefährdete Ökosysteme. Aufgrund ihrer vielfältigen ökologischen Funktionen sind ihr Schutz und ihre Wiederherstellung unbedingt erforderlich. Dafür sensibilisiert jedes Jahr am 02. Februar der Welttag der Feuchtgebiete. Foto: Willi Rolfes

Feuchtgebiete sind weltweit stark gefährdete Ökosysteme. Aufgrund ihrer vielfältigen ökologischen Funktionen sind ihr Schutz und ihre Wiederherstellung unbedingt erforderlich. Dafür sensibilisiert jedes Jahr am 02. Februar der Welttag der Feuchtgebiete. Foto: Willi Rolfes

Die Renaturierung von Waldmooren hat einen positiven Einfluss auf Klimaschutz und Biodiversität. Waldmoore sind wichtige Kohlenstoff- und Wasserspeicher sowie Lebensraum für viele seltene, gefährdete und oft hoch spezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Foto: Fanghänel, Isabelle

Die Renaturierung von Waldmooren hat einen positiven Einfluss auf Klimaschutz und Biodiversität. Waldmoore sind wichtige Kohlenstoff- und Wasserspeicher sowie Lebensraum für viele seltene, gefährdete und oft hoch spezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Foto: Fanghänel, Isabelle

Auenwälder sind wichtige Ökosysteme, die eine Vielzahl an Funktionen erfüllen (z. B. Hochwasserschutz, Biodiversität oder Wasserreinigung). Foto: ©Michael Möller - stock.adobe.com

Auenwälder sind wichtige Ökosysteme, die eine Vielzahl an Funktionen erfüllen (z. B. Hochwasserschutz, Biodiversität oder Wasserreinigung). Foto: ©Michael Möller - stock.adobe.com