Kompetenz- und Informationszentrum
Wald und Holz

 

Experten

Fachkompetente Stimmen zum Thema Digitalisierung im Wald

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) betreut derzeit über 1000 Forschungs- und Entwicklungsprojekte, tausende Wissenschaftler forschen zu Themen des Förderprogramms "Nachwachsende Rohstoffe" (FPNR) und der Förderrichtlinie Waldklimafonds (WKF). Daher stehen wir in Kontakt mit den Menschen mit ausgewiesener Fachkompetenz auf ihrem Fachgebiet, sind im Austausch mit den Wissenschaftlern und Experten, die herausfordernde Aufgaben und Probleme zielorientiert, sachgerecht, methodengeleitet lösen und das Ergebnis beurteilen können. Hier geben wir ihnen eine Stimme:


Forschung ist wesentlich, um den Wald im Klimawandel unterstützen zu können - damit Überlebensfähigkeit, Natur und Arten und die weiteren vielfältigen Ökosystemleistungen gewährleistet bleiben. Quelle: chudakov - stock.adobe.com

Forschung ist wesentlich, um den Wald im Klimawandel unterstützen zu können - damit Überlebensfähigkeit, Natur und Arten und die weiteren vielfältigen Ökosystemleistungen gewährleistet bleiben. Quelle: chudakov - stock.adobe.com

"Die Verkehrswende wird auch die Holzlogistik-Branche verändern"

Drei Fragen an... Professor Dr. Thomas Purfürst von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Koordinator beim Holzlogistik-Projekt Vehit

FNR: Die Versorgungkette Holz zu verbessern und stärker auf die Schiene zu verlagern, das klingt so, als stünde es bei der Forstwirtschaft schon seit 30 Jahren auf der Agenda: Warum scheint es so schwierig zu sein, die Bahn mehr in den Holztransport zu integrieren?

Prof. Dr. Thomas Purfürst:  Tatsächlich reden wir schon lange über dieses Thema. Aktuell erleben wir jedoch, dass sich viele Rahmenbedingungen und Möglichkeiten ändern: Verkehrswende, politischer Wille, steigende Transportkosten, spürbarer Klimawandel, Fahrer- und Kapazitätsmangel im Transportgewerbe, massiver Rundholzexport sowie die andauernden Groß-Kalamitäten im Forst zwingen uns dazu, umzudenken und wirklich zu handeln. Außerdem bietet uns die Digitalisierung in all ihren Facetten ganz neue Möglichkeiten bei der Planung und Steuerung der anspruchsvollen Holzlogistik. Bei der Beladung von Holzwaggons benötigen wir eine größere Menge Holz zur selben Zeit am Verladebahnhof (nachfolgend auch als Timberports bezeichnet (Anmerkung der FNR)). Gleichzeitig muss auch die Bahnhofsinfrastruktur mit Verladegleisen und Lagermöglichkeiten im Einzugsgebiet des anfallenden Holzes und bei der verarbeitenden Industrie vorhanden sein. Diese Infrastruktur wieder zu reaktiveren beziehungsweise neu aufzubauen, stellt einen Kraftakt dar. Doch der Trend und der Wille zu mehr Holz auf der Schiene ist klar erkennbar. 

Unsere Ergebnisse zeigten, dass sich die Feinwurzelverteilungen in den obersten 90 cm Mineralbodens nicht substantiell unterscheiden zwischen Mischungen der beiden Arten und gleichartigen Nachbarn. Unter künstlicher Austrocknung zeigten sowohl Buche als auch Tanne unabhängig von der Baumartenkombination eine ähnliche, geringere Feinwurzeldichte sowie eine Verlagerung des Wurzelsystems in tiefere Bodenschichten. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass wir in den Freilandversuchen das Phänomen des hydraulischen Lifts nicht nachweisen konnten. Dies gelang nur in einem kontrollierten Experiment unter sehr trockenen Bedingungen mit jungen Tannen und Buchen im Gewächshaus. Nichtsdestotrotz zeigte die Analysen von Jahrringen, dass beide Baumarten in Mischung besser wachsen. Bei nicht angespanntem Bodenwasserhaushalt verbesserte eine Beimischung von Tannen den Wasserhaushalt von benachbarten Buchen. Letztere erholten sich in Mischung auch schneller von Trockenstress. Ansonsten wiesen die beiden Baumarten keine komplementäre Wassernutzung auf. Allerdings führte die Mischung auf den untersuchten Standorten nicht dazu, dass die Trockenstresstoleranz der beiden Baumarten in Mischung gegenüber den Reinbeständen erhöht war. Die positiven Effekte der Mischung auf das Wachstum müssen daher durch andere Veränderungen begründet sein, zum Beispiel durch eine bessere Ausnutzung des Lichtes durch die beiden Baumarten.

FNR: Was sind die größten Herausforderungen bei diesem Projekt?

Prof. Dr. Thomas Purfürst: Das Projekt hat eine Vielzahl an Herausforderungen. Anspruchsvoll ist der Aufbau des benötigten multimodalen digitalen Transport-Netzwerkes, welches als qualitativ hochwertige Infrastruktur zur Berechnung und Optimierung des Holzflusses dient. Damit können wir Transportwege digital sowohl im Wald (NavLog), auf der Straße sowie auf der Schiene verbinden und realistisch abbilden. Dieses Transport-Netzwerk dient uns als Berechnungsgrundlage von Holz-Einzugsgebieten und damit der Berechnung optimaler Standorte von Timberports. Außerdem können wir vom Polter (Holzstapel) im Wald bis zum Werk über verschiedenen Verkehrsträgerrouten und damit Distanzen, Emissionen und Kosten kalkulieren und die Transportwege optimieren. Die Herausforderung beim Bahntransport ist aktuell noch, dass große Mengen Holz in einem engen Zeitfenster am Bahnhof zur Verladung bereitstehen müssen. Durch eine systemische Vernetzung der beteiligten Akteure insbesondere der verschiedenen Waldbesitzer sowie der Konzeption und dem Aufbau der benötigten Infrastruktur an den Timberports soll diese Bereitstellung in Zukunft einfacher realisierbar sein und mehr Holz auf der Schiene transportiert werden. 

FNR: …und welche Chancen ergeben sich daraus?

Prof. Dr. Thomas Purfürst:  Die Chancen liegen vor allem darin, die Branche zukunftsfähig zu machen. Der Bahntransport ist besonders auf längeren Strecken wesentlich umweltverträglicher als der reine LKW-Transport und spart bis zu 90 Prozent CO2 ein. Mit dem Ausbau der Bahn-Infrastruktur zum Holztransport und einer Eigentümer-übergreifenden digitalen Planung und Steuerung der Holzlogistik haben wir tatsächlich das reale Potenzial, mehr Holz auf die Schiene zu verlagern. Dies hilft uns als Branche, sowohl ökologisch als auch ökonomisch effizienter zu wirtschaften, die Straßen zu entlasten und trägt dazu bei, die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Die Infrastruktur und die Digitalisierung der Holzlogistik ermöglichen besonders den kleineren Waldbesitzern auch an der Möglichkeit des Bahntransportes zu partizipieren. Die Chancen stehen gut, dass es diesmal nicht nur Worte sind, sondern wir es auch tatsächlich schaffen werden. 

Zur Person:

Thomas Purfürst studierte Forstwissenschaften und Geoinformatik. Nach der Bearbeitung zahlreicher Forschungsprojekte promovierte und habilitierte er sich im Fach Forsttechnik an der TU Dresden. Als Forst-GIS-Spezialist baute er für die Bayerischen Staatsforsten u. a. das Wegeinformations- und  managementsystem (WIMS) auf, konzipierte die NavLog/GeoDat-Datenschnittstelle und war technisch für die Transportlogistik-Jahresplanung verantwortlich. Nach einer Station als Fachgebietsleiter Forstliche Geoinformationen bei den Landesforsten Mecklenburg-Vorpommern leitet er seit 2019 die Professur für Forstliche Verfahrenstechnik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Die Forschungsschwerpunkte liegen in der Digitalisierung und Optimierung der Forst-Holz-Logistikkette, im forstlichem Datenmanagement sowie der Technikfolgenabschätzung und der Befahrungsoptimierung von Forstmaschinen. Das Digitalisierungs- und Logistikprojekt Vehit, das Purfürst koordiniert, wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.

Projekte:

Verbundvorhaben Versorgungskette Holz, IT und von der Straße auf die Schiene

Weitere Informationen:

 

Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Jürgen Heup
Tel.: +49 3843 6930-315
E-Mail: j.heup(bei)fnr.de

Der Forsttechnik-Experte Professor Dr. Thomas Purfürst koordiniert das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Holz-Logistik-Verbundvorhaben Vehit.

Der Forsttechnik-Experte Professor Dr. Thomas Purfürst koordiniert das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Holz-Logistik-Verbundvorhaben Vehit.