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Kohlenstoffspeicherleistung von Naturwäldern

NatWald100 veröffentlicht Ergebnisse zur zeitlichen Entwicklung der Kohlenstoffvorräte in unbewirtschafteten Wäldern

Wird die Bewirtschaftung von Wäldern eingestellt, hat das Auswirkungen auf den ober- und unterirdischen Kohlenstoffspeicher. Wie die zeitliche Entwicklung dieser Veränderungen in der Kohlenstoffbilanz aussieht, war unter anderem Forschungsgegenstand des Waldklimafondsprojektes natWald100. Das Projektteam des durch die Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und für Umwelt, Naturschutz nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) geförderten Verbundvorhabens veröffentlichte jetzt die ersten Ergebnisse. Eine Auswertung zeitlicher Trends in der Kohlenstoffbilanz unbewirtschafteter Wälder in Deutschland ist hier nachzulesen:https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/ffgc.2023.1099558/full

Die Bedeutung von unbewirtschafteten Wäldern als Kohlenstoffsenke und -speicher zur Abschwächung des Klimawandels ist bisher nicht eindeutig geklärt. Insbesondere bei der Betrachtung der Kohlenstoffdynamik im zeitlichen Verlauf nach der Beendigung der Bewirtschaftung fehlten bisher umfangreiche Untersuchungen. Das Waldklimafondsprojekt „natWald100“ ging dieser Frage auf den Grund.

Die Wissenschaftler der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt, der Universität Göttingen und der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft untersuchten dafür insgesamt 64 unbewirtschaftete Buchenwälder mit gleichaltrigem Bestand hinsichtlich ihrer Kohlenstoffbilanz. Die Wälder unterscheiden sich bezüglich ihres Alters (65-261 Jahre) und des Zeitraumes seit Aufgabe der Bewirtschaftung (0-68 Jahre). Zusätzlich wurden fünf Standorte analysiert, die seit mehr als 100 Jahren nicht mehr bewirtschaftet werden.

In ihrer Veröffentlichung verweisen die Wissenschaftler auf einen positiven Effekt für den Kohlenstoffspeicher in der oberirdischen lebenden und toten Biomasse bis zu 50 Jahre nach der Beendigung der Bewirtschaftung. Auch unterirdisch nehmen die lebende Biomasse und damit auch der Kohlenstoffspeicher mit der Zeit ebenfalls zu, allerdings verringert sich hier die tote Biomasse.

Buchenbestände, die seit über 100 Jahren nicht mehr bewirtschaftet werden, weisen einen vergleichbaren Gesamtkohlenstoffspeicher auf wie die 50 Jahre nicht bewirtschafteten Bestände, sie enthalten jedoch erheblich größere Mengen an Totholz und weniger lebende Biomasse.

Zusätzlich wurde der Kohlenstoffspeicher des Mineralbodens untersucht. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass dieser maßgeblich von der Art des Bodens abhängt und weder das Bestandesalter noch die nutzungsfreie Zeit zu erkennbaren Effekten führen.

Die Daten zeigen, dass Buchenwälder nach Einstellung der Bewirtschaftung über Jahrzehnte als produktive Kohlenstoffsenke fungieren. Nach etwa 50 Jahren stabilisiert sich der Speicher. Das Niveau scheint längerfristig relativ beständig, wobei dem Totholz am Gesamtkohlenstoffspeicher ein steigender Anteil zukommt. Das Absinken des Vorrats im lebenden Bestand führen die Wissenschaftler auf die Entwicklung von gleichaltrigen hin zu Beständen mit ausgeglichenen Altersstrukturen zurück. Nach einem Abgleich ihrer Erkenntnisse mit Daten aus slowakischen Buchenurwäldern stellen Wissenschaftler die These auf, dass am Ende dieser Entwicklung die Kohlenstoffvorräte im lebenden Bestand, bei vergleichbarem Totholzspeicher, wieder ein höheres Niveau mit einem noch höheren Gesamtkohlenstoffspeicher erreichen könnten.

Weitergehende Fragestellungen, wie der Einfluss auf Substitutionseffekte einer Nutzungseinstellung, werden die Projektbeteiligten in ihrem Abschlussbericht zum Vorhaben darlegen. Der Abschlussbericht wird bis zum Jahresende 2023 in der Projektdatenbank der FNR abrufbar sein.

Die Publikation wurde unter https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/ffgc.2023.1099558/full veröffentlicht.

Hintergrund:

Der Waldklimafonds wurde im Juni 2013 als Bestandteil des Energie- und Klimafonds gemeinsam von BMEL und BMUV aufgelegt.

Die FNR ist als Projektträger des BMEL für das Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe aktiv. Sie unterstützt auch Vorhaben der Förderrichtlinie Waldklimafonds.

Weitere Informationen:

Verbundvorhaben: Auswirkungen natürlicher Waldentwicklung auf Kohlenstoffspeicherung und Biodiversität (natWald100)

 

Weitere Informationen:

Zur Veröffentlichung „Strict forest protection: A meaningful contribution to Climate-Smart Forestry? An evaluation of temporal trends in the carbon balance of unmanaged forests in Germany“: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/ffgc.2023.1099558/full

Projektseite NW-FVA: https://www.nw-fva.de/forschen/projekte/natwald100

Projektseite LWF: https://www.lwf.bayern.de/biodiversitaet/naturwaldreservate/249641/index.php

Artikel Wald und Holz NRW: https://www.wald-und-holz.nrw.de/en/waldblatt/rfa-15/2106-natwald100-in-sundern-gestartet

Fachlicher Ansprechpartner:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
Benedikt Wilhelm
Tel.:    +49 3843 6930-342
Mail:   b.wilhelm(bei)fnr.de

Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
Martina Plothe
Tel.:    +49 3843 6930-311
Mail:    m.plothe(bei)fnr.de

Die Verwendung des folgenden Bildes ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei. Veröffentlichung bitte unter der Quellenangabe "Foto: FNR/ Siria Wildermann".

PM 2023-33

Bis zu 50 Jahre nach dem Ende der Bewirtschaftung nehmen die oberirdischen Kohlenstoffvorräte in Buchenwäldern zu. In den folgenden Jahrzehnten bleiben die Vorräte auf dem gleichen Niveau. Foto: FNR/ Siria Wildermann

Bis zu 50 Jahre nach dem Ende der Bewirtschaftung nehmen die oberirdischen Kohlenstoffvorräte in Buchenwäldern zu. In den folgenden Jahrzehnten bleiben die Vorräte auf dem gleichen Niveau. Foto: FNR/ Siria Wildermann