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Recycling-Späne effizienter in der Spanplattenproduktion einsetzen

Einfache Methode bedient sich kondensierter Tannine als Bindemittel – Thermo-hydrolytische Behandlung und Trocknung nicht erforderlich

Die Ludwig Kuntz GmbH testete erfolgreich einen effizienten Verfahrensansatz, um Produktionsreststoffe der Spanplattenherstellung (Recyclingspäne) mit Hilfe von kondensierten Tanninen oder Tanninformaldehydharzen als Bindemittel wieder in den Prozess einzuschleusen. Das kondensierte Tannin reagiert unter anderem mit dem Formaldehyd, das während des Pressens aus den Recyclingspänen entweicht. Eine hydrolytische Aufspaltung des Aminoplastharzes in Recycling-Spanplatten und die darauffolgende Trocknung der Recyclingspäne sind nicht erforderlich, so dass im Vergleich zu anderen bekannten Recyclingverfahren erhebliche Kosten und Energie eingespart werden.

Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über dessen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) gefördert. Der Abschlussbericht steht auf www.fnr.de – Projekte & Förderung – Projekte unter dem Förderkennzeichen 22026007 bereit.

Der Holzverarbeiter Ludwig Kuntz GmbH produziert Spanplatten aus frischen Holzspänen, dabei fallen rund fünf bis zehn Prozent Reststoffe bei der Verarbeitung an. Künftig wird es zunehmend wirtschaftlich interessant, diese Reststoffe wieder sinnvoll zu verwerten. Die bislang hierfür genutzten thermohydrolytischen und chemischen Verfahren sind jedoch energieintensiv und damit teuer, auch gehen sie mit erheblichen Emissionen einher.

In dem Vorhaben testete die Ludwig Kuntz GmbH nun einen alternativen Ansatz im Labormaßstab, den Mitarbeiter der Universität Göttingen bereits 1994 entwickelten. Das Verfahren umfasst die folgenden Schritte: Mit Harnstoffformaldehydharz (UF) oder anderen Aminoplastharzen gebundene Spanplatten, Plattenreste und Späne werden zerkleinert und mit kondensierten Tanninen ohne Formaldehyd oder mit Tanninformaldehydharzen beharzt. Ein hydrolytischer oder chemischer Aufschluss der Späne ist nicht notwendig. Ohne vorher getrocknet zu werden, können die recycelten und beharzten Späne frischen Holzspänen direkt beigemengt und weiter verarbeitet werden. Während des Pressens entweicht aus dem UF-Harz in den Recyclingspänen Formaldehyd, der sich mit dem kondensierten Tannin vernetzt und so als Bindemittelbestandteil wirkt. Mit dem Verfahren können im Prinzip auch Recyclingspäne aus mit Phenolformaldehydharzen (PF), Melamin-Harnstoffformaldehydharzen (MUF) oder Tanninformaldehydharzen (TF) hergestellten Platten recycelt werden.

Die Versuche bei der Ludwig Kuntz GmbH zeigten, dass mit dem Verfahren bis zu 15 Prozent Recyclingspäne in die UF- und 50 Prozent in die PF-Spanplattenproduktion eingeschleust werden können, ohne die technologischen Eigenschaften der Platten zu beeinträchtigen. Zudem wurde bei UF-Platten die Formaldehyd-Emission deutlich verringert. Durch Verzicht auf die Trocknung der Recyclingspäne werden auch die Emissionen deutlich vermindert.

Für die Ludwig Kuntz GmbH bot sich das Verfahren an, da der Trockner in der Firma, wie in vielen Betrieben, einen Engpass darstellt und zugleich eine Emissionsquelle ist.

Noch sind weitergehende Versuche zur Übertragung des Verfahrens auf den Praxismaßstab nötig. Grundsätzlich birgt der Ansatz aber große ökonomische und ökologische Potenziale.

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Pressekontakt:

Nicole Paul
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
OT Gülzow
Hofplatz 1
18276 Gülzow-Prüzen
Tel.: 03843/69 30-142
Telefax: 03843/69 30-220
e-Mail: n.paul(bei)fnr.de

 

Nr. 2012-07

Spankuchen mit PF-Harz-beleimten Spänen in der Mittelschicht und TF-Harz-beleimten Recyclingspänen in der Deckschicht; Quelle: Claus Behn/Universität Göttingen

Spankuchen mit PF-Harz-beleimten Spänen in der Mittelschicht und TF-Harz-beleimten Recyclingspänen in der Deckschicht; Quelle: Claus Behn/Universität Göttingen